Seit Montag geht nun wieder alles seinen gewohnten Gang, und die Kinder leben wieder in schulischer Vollbeschäftigung. Morgens um 06.30 Uhr „klingelt der Wecker“: durch die Lautsprecher der ganzen Schule geht die Weckmelodie, der man sich nicht entziehen kann. Auch Samstag und Sonntag nicht. Die Kinder stehen auf, waschen sich mit kaltem Wasser, ziehen sich an, und laufen dann 10 Minuten lang Runden um den Schulhof. Um ca. 07.00 Uhr beginnt das „Morning Reading“: die Kinder lesen gemeinsam einen chinesischen Text, und an zwei Tagen der Wochen einen englischen Text. Das ist um 07.40 Uhr zu Ende und es gibt in der Schulmensa Frühstück. Das besteht aus einem Hefebrötchen, welches sehr weich ist und sehr neutral schmeckt. Es macht sehr satt, und kostet umgerechnet 0,5 Eurocent. Also wird in China doch nicht immer warm gefrühstückt, obwohl es wohl auch viele gibt, die gerne Nudeln frühstücken. Wir zumindest sind mit dem Hefebrötchen sehr zufrieden.
Um 08.15 beginnt dann die erste Stunde und geht bis 09.00 Uhr. In der 15-minütigen Pause versammeln sich alle Schüler auf dem Schulhof, um eine Art Tanzgymnastik zu machen. Manche mit mehr, andere mit weniger Elan, aber zumindest bewegen sich alle etwas. Es geht in die Tai Chi-Richtung, aber es ist definitv kein Tai Chi. Es folgt noch die zweite, dritte und vierte Unterrichtsstunde des Vormittags, bevor dann um 12.00 Uhr die Mittagspause beginnt.
In der Schulkantine können sich die Schüler das Essen abholen. Es gibt jeden Tag Reis, und dazu zwei verschiedene Gemüse. Das kostet insgesamt 1 Eurocent, und für 0,5 Eurocent kann man sich weitere Gemüse oder Nudeln dazu kaufen.
Die Portionen sind allerdings sehr reichlich, und was man nicht schafft aufzuessen – oder was man nicht essen mag – kann man in einen bereitgestellten Trog schütten. Das dient dann den Schweinen als Nahrung, welche hier an der Schule gehalten werden. Die Schweine wiederum werden für die Schulmensa geschlachtet, und dienen also wiederum uns als Nahrung. Ein geschlossener Kreislauf. Wir haben kurz überlegt, ob eigentlich auch die Fleischreste an die Schweine verfüttert werden... Bestimmt.
Von etwa 12.40 Uhr bis 13.30 Uhr ist Mittagspause, welche die Schüler auf ihren Zimmern verbringen und still sein müssen. Dies wird auch mehr oder weniger genau von den Lehrern überwacht, welche mit Trillerpfeifen vor den Wohngebäuden stehen, und jeden Schüler ermahnen, der draußen herumläuft oder zu laut ist. Regelmäßig kommt es vor, dass die Schüler es nicht rechtzeitig schaffen, ihre Wäsche zu waschen, welche dann über Mittag an den Wasserhähnen stehen bleiben muss – und nicht selten kommt es auch abends zu selben Situation, sodass die Wäsche über Nacht draußen in der Waschschüssel liegen bleibt. Die Möglichkeit, dass die Schüler noch fünf Minuten weiter waschen und die Wäsche aufhängen, gibt es nicht – da sind die Lehrer streng.
Um 17.00 Uhr gibt es Abendessen, welches genau wie das Mittagessen aufgebaut ist. Dann haben die Kinder wieder ein wenig Freizeit, in der liegen gebliebene Wäsche gewaschen werden kann, Haare gewaschen werden können oder ein wenig Basketball oder Ping Pong gespielt wird.
Am Abend sind noch einmal zwei Unterrichtstunden: von 20.15 Uhr bis 22.00 Uhr. Viele Lehrer lassen in diesen Stunden allerdings die Hausaufgaben erledigen, oder den am Tag durchgenommenen Stoff eigenständig wiederholen. Um 22.20 Uhr ertönt wieder die Schulklingel, und die Kinder müssen Schlafen gehen. Insofern sind die Kinder eigentlich rund um die Uhr beschäftigt; viel Freizeit bleibt nicht – fröhlich sind sie trotzdem.
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