Sonntag, 2. November 2008

Vom Fernsehstar zum Müllsammler

Seit gestern scheint die Sonne endlich wieder, und es ist dementsprechend heiß – was man sich vor ein paar Tagen gar nicht mehr hätte vorstellen können.

Gestern haben wir Besuch bekommen von Peter Jochimsen und Wei Qian, den Geschäftsführern der Organisation. Mit ihnen zusammen kam auch ein Kamerateam aus Deutschland, welches über die beiden einen Dokumentarfilm drehen möchte, und hierfür jetzt zunächst die Recherche betreibt. Da sie auch gerne unseren Unterricht filmen wollten, wurde spontan eine Klasse zusammengetrommelt, mit der wir dann 10 Minuten lang etwas Unterricht gemacht haben...extra für die Kamera. 

Chinesische Reporter waren übrigens auch schon bei uns: einmal wurden nur Fotos gemacht, ein anderes Mal wurde ebenfalls unser Unterricht gefilmt. Man merkt: wir sind eben die ersten Ausländer, die diese Schule besuchen (oder die überhaupt diese Gegend für eine längere Zeit besuchen). Tourismus gibt es hier praktisch nicht – laut Julie sind sehr, sehr, sehr selten mal Ausländer in Liuku. Und in Laowo schon gar nicht. Vor einigen Monaten noch hat sie versucht ihre Klasse in Bezug auf Englisch zu motivieren, indem sie erzählte, dass sie dann ja auch mit Ausländern reden können. Die Schüler haben geantwortet, dass sie ja eh nie einen Ausländer treffen werden. Tja, manchmal kommt es eben doch anders! Hier sind wir jetzt…

Die Schule bereitet sich auch mit immer stärker werdendem Einsatz auf das Jubiläum am nächsten Wochenende vor. Heute Mittag haben die Schüler statt Unterricht zu haben den Weg zur Schule gesäubert. Linda und ich haben mitgeholfen – und wir fanden die Idee wirklich sehr gut. Es liegt sehr viel Müll am Wegesrand und in den Sträuchern…meist Plastikmüll von irgendwelchen Verpackungen. Allerdings war für die Schule nicht der Müll vorrangig, sondern offenbar die Pflanzen am Wegesrand. Das haben wir wirklich nicht ganz verstanden…wir haben dann lieber angefangen, den Plastikmüll einzusammeln und aus dem Gebüsch zu fischen – das erschien uns wichtiger und sinnvoller. Und man kann da wirklich so allerhand finden, beim Müllsammeln…

Ein paar Kinder haben die Rinne für Abwasser, die neben dem Weg verläuft, saubergemacht und haben doch tatsächlich einen toten Hund gefunden. Und auch nicht so einen kleinen, sondern einen richtig großen, wie ein Labrador. Ein paar Lehrer haben den Hund mit ihren Spitzhacken aus der Rinne gehebelt, und kurz darauf haben zwei beherzte Schüler ihn an den Vorderbeinen gepackt und zum Fluss geschleift, wo er dann seine letzte Ruhe gefunden hat. Wir sind wirklich froh, dass unser Leitungswasser von weiter oben am Berg kommt – noch bevor sämtliche toten Hunde dort hinein geschmissen werden. Es wird übrigens wirklich alles Mögliche in den Fluss geworfen, wir vermuten auch der Plastikmüll, den wir so schön aus der Natur gesammelt haben. Schwimmen will da wirklich niemand mehr.

 

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